»Vor Antisemitismus ist man nur noch auf dem Mond sicher.«
Das schrieb die jüdische Philosophin Hannah Arendt vor über 80 Jahren.
Und heute?
Jüdinnen*Juden werden häufig als »anders« wahrgenommen und ausgegrenzt.
Antisemitismus ist eine reale Gefahr – weltweit und mitten in Deutschland.
Welche der folgenden Personen sind jüdisch?
Nicht nur Religion, auch eine gemeinsame Kultur kann eine jüdische Identität ausmachen.
Nach religiösem Gesetz ist jüdisch, wer eine jüdische Mutter hat (Rapper Drake, Popstar Pink, Physiker Albert Einstein) oder zum Judentum übergetreten ist (Schauspielerin Marilyn Monroe).
Was ist »typisch« für jüdische Religion und Kultur?
Viele religiöse jüdische Männer tragen eine Kippa. Bei jüdischen Hochzeiten zertritt der Bräutigam zum Brauch ein Glas. Makkabi ist ein deutsch-jüdischer Sportverein und Humus und Falafel sind typisch für die israelisch-arabische Küche.
Nicht »typisch« jüdisch: Aber auch Jüdinnen*Juden können Lederhosen tragen und einen Adventskalender haben.
Wo leben die meisten Jüdinnen*Juden?
Von weltweit rund 15 Millionen Jüdinnen*Juden leben 7 Millionen in Israel.
Die meisten leben aufgrund einer langen Verfolgungsgeschichte verstreut in aller Welt. In Nordamerika leben davon über 6 Millionen Menschen. Auf Europa verteilen sich rund 1 Million Jüdinnen*Juden.
Wie viele Jüdinnen* Juden leben in Deutschland?
Rund 94.000 Menschen sind Mitglied einer jüdischen Gemeinde – ob
orthodox, konservativ oder liberal.
Aber nicht alle Jüdinnen*Juden sind religiös.
Geschätzt wird, dass insgesamt
225.000 Jüdinnen*Juden in Deutschland leben.
Was haben Judentum, Christentum und Islam gemeinsam?
Die drei großen Weltreligionen haben viele Gemeinsamkeiten: Der Glaube an nur einen Gott, Gebote zum friedlichen Miteinander sowie die Bedeutung Jerusalems als heiliger Ort.
Nicht alle, die sich als jüdisch, christlich oder muslimisch verstehen, sind gläubig und befolgen religiöse Vorschriften.
Antisemitismus ist …
Fremdenfeindlichkeit
Juden*Jüdinnen
der Welt verantwortlich
Antisemitismus ist die Diskriminierung und Verfolgung von Juden*Jüdinnen.
Antisemitismus hat eine jahrhundertelange Geschichte, die im Holocaust mündete.
Noch immer gibt es antisemitische Verschwörungstheorien, die Juden*Jüdinnen für Probleme in der Welt verantwortlich machen.
Wie oft kommt es in Deutschland zu einem antisemitischen Vorfall?
Im Jahr 2020 wurden rund 1.900 Fälle dokumentiert – gewaltsame Übergriffe und Bedrohungen, Sachbeschädigungen und Hetze.
Das sind etwa 5 Vorfälle pro Tag.
Die meisten Vorfälle werden gar nicht gemeldet.
Die Dunkelziffer ist sehr hoch.
Wo finden antisemitische Vorfälle besonders häufig statt?
Mehr als ein Drittel der für 2020 erfassten Vorfälle fand online statt. Betroffen sind oft jüdische und israelische Einrichtungen.
Noch mehr antisemitische Vorfälle gab es im öffentlichen Raum, nämlich rund 40 Prozent. Dazu zählen beispielsweise Schmierereien, Angriffe und Bedrohungen auf der Straße, im Bus oder der Bahn und in öffentlichen Gebäuden.
An deiner Schule wurden riesige antisemitische Sprüche geschrieben. Wie würdest du reagieren?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, zu reagieren. Wichtig ist, dass du den Vorfall nicht ignorierst, Hilfe suchst und Betroffene unterstützt.
Eine jüdische Schülerin, die diese Situation erlebt hat, sagt:
»Mir hätte geholfen, wenn die Situation ernst genommen worden wäre. Viele waren schockiert, aber sahen es als Einzelfall. Ich hätte mich besser gefühlt, wenn sie es als Symptom einer langanhaltenden Krankheit in Deutschland verstanden hätten.«
Nutze deine Reichweite, um ein Statement gegen Antisemitismus zu setzen.
Kennst du ein Beispiel für Antisemitismus aus deinem Alltag? Gibt es in deinem Umfeld etwas, was du verändern möchtest?
»Wie herrlich ist es, dass niemand eine Minute zu warten braucht, um damit zu beginnen, die Welt langsam zu verändern.«
Anne Frank, März 1944